Die japanische Blütenkirschenallee

Warum wir in unserer Kleingartenanlage eine Baumallee angelegt haben?

Die Idee zu diesem Projekt fußt auf der Historie des Vereins. Bei der Errichtung unserer Kleingartenanlage im Jahre 1984 wurde in die Außenrabatte vor jeden der 31 Gärten ein Obstbaum gepflanzt. Hierbei sind Bäume auf schwach wachsenden Unterlagen zum Einsatz gekommen. Der Grund dafür ist darin zu sehen, dass die Bäume nur ca. 3m an Höhe erreichen und ein solcher Baum gut abzuernten, aber auch gut einem Pflegeschnitt zu unterziehen ist. Leider sind solche Bäume nur von begrenzter Lebensdauer und so mussten wir im vergangenen Jahr auch den letzten verbliebenen Baum, nachdem er abgestorben war, entfernen.

Nun würde es doch nahe liegen, die 31 Obstbäume gleichwertig zu ersetzen!

Da jedoch nach 41 Jahren in einigen Rabatten durch das Wachstum der mittlerweile riesigen Eichen in unserer Anlage nicht genügend Licht für eine komplette Ersatzpflanzung gegeben ist, haben wir uns entschlossen, nicht mehr in die Rabatten aller 31 Gärten einen neuen Baum zu setzen, sondern nur dort, wo optimale Verhältnisse für einen gesunden Wuchs gegeben sind. Und dies ist nur im Bereich unseres Hauptweges gegeben, der den unteren Teil der Anlage mit dem oberen verbindet.

Aber warum wurden nun keine Obstbäume ausgewählt?

Ein Obstbaum bedarf eines jährlichen Pflegeschnitts von fachkundiger Hand. Nun möchte man meinen, jeder Kleingärtner sollte dies leisten können. Jedoch ist dies leider nicht so. In jedem Kleingarten gibt es neben dem Fachberater der Anlage eine Handvoll Mitglieder, die die Expertise besitzen einen solchen Schnitt auszuführen. In jedem Frühjahr schneiden diese Personen bei uns alle Obstbäume, Beerensträucher sowie die unzähligen Insekten- und Vogelnährgehölze in unserer Anlage. Der Schnitt darf nur bis zum 1. März erfolgen, der den Beginn der Vogelschutzzeit darstellt. Der Schnitt sollte aber auch nicht in Zeiten mit Frost erfolgen. Somit ergibt sich meist nur ein Zeitfenster von etwa 4-5 Wochenenden, an denen in Gemeinschaftsarbeit die Leistung zu erbringen ist. Weitere 16 zu schneidende Bäume würden hier unserer Meinung nach die Kapazitäten der Ausführenden überschreiten. Die von uns ausgesuchte Säulenkirsche benötigt nur sehr geringe, bis keine Schnittmaßnahmen.

Des Weiteren haben wir in unserer Anlage zurzeit sechs Bienenvölker, die von zwei Imkerinnen mit viel Liebe gehegt und gepflegt werden. Basis einer naturnahen Pflege ist es aber auch, dass die Bienen beim Schwärmen in den ersten warmen Tagen im Jahr schon Nahrung finden. Bienen beginnen im März ab Temperaturen von 12°C mit dem sogenannten Reinigungsflug. Ab diesem Zeitpunkt fängt auch die Nahrungssuche an.

Das größte Nahrungsangebot bieten dann die Gewächse aus der Familie der Weiden. Diese Gewächse zeichnen sich aber auch durch einen enormen Wuchs in der Breite und Höhe aus. Somit kamen sie nicht in Frage. Als nächste Blüher, die als Nahrungsangebot für die Bienen im zeitigen Frühjahr dienen können, kommen dann schon die Zierkirschen und die Felsenbirne in Frage. Beide gibt es auch in der Säulenform. Die Säulenform wurde von uns gewählt, weil die benannten Rabatten vor den Gärten nur eine Breite von etwa 50cm aufweisen und links sowie rechts den Hauptweg einfassen. Der Hauptweg ist zurzeit breit genug, dass er als Rettungsweg für entsprechende Fahrzeuge dienen kann. Ein kronenbildender Baum könnte hier zu einer Verengung der Durchfahrt führen.

In einschlägigen Foren, wie zum Beispiel „bienennutzgarten.de“, wird die Zierkirsche mit einem größeren Nutzen hinsichtlich Pollen und Blüten gegenüber der Felsenbirne gewertet. Auch wird der Nutzen der Zierkirschen z.B. bei „wildbienen.info“ für die Weibchen der gehörnten Mauerbienen und die ersten Hummelkönigen hervorgehoben.

Somit wählten wir die japanische Säulenkirsche. Diese ist keine heimische Baumart, aber auch nicht als invasiv gekennzeichnet, sondern als Bienenweide, die von heimischen Insekten angenommen wird.

So! Nachdem nun klar war, dass es japanische Säulenkirschen werden sollten und auch wo sie genau hin kommen würden, war nur noch die nicht ganz unbedeutende Frage zu beantworten, was kann denn der Spaß wohl kosten und noch wichtiger wer bezahlt das eigentlich?

Also wurde schnell eine Anfrage an die Baumschule unseres Vertrauens die Fa. Wegmann gestellt. Die Antwort kam wie immer recht zackig. 1.200,00 Euro!!! Upps!!!

Jau! Schockstarre!

Aber es gibt ja nun einmal auch den Ehrgeiz und die Beharrlichkeit des gemeinen Kleingärtners. Also wurden die Fühler in alle Richtungen ausgestreckt und umgehend die üblichen Verdächtigen kontaktiert, um zu sehen wer, wen kennt, damit man weiß, wo man ziehen muss, damit sich irgendwo etwas bewegt.

Und siehe da, es fiel der Name Dirk van Buer von der Stiftung der Kreissparkasse Recklinghausen zur Förderung des Natur- und Umweltschutzes.

Jetzt ging es los! Alle Systeme wurden hochgefahren! Was machen die und was wird gefördert? Und ein Plan musste her! Kein guter Förderantrag ohne Plan! Und groß muss er sein!

Unseren Plan zum Förderantrag siehst du hier:

Genau, es sind nur 15 Säulenkirschen dargestellt! Es hatte sich erst hinterher herausgestellt, dass 16 von der Aufteilung her besser sind. Aber das ist der Plan, den wir abgegeben haben.

So, wo war ich?! Ahja, Systeme hochgefahren!

Ein Förderantrag! Ein aussagekräftiger Förderantrag, der genau die Belange des Förderes trifft und diesen dazu bringt, unbedingt Teil des Projektes sein zu wollen. Also zwei Seiten geschrieben, wer sind wir, was machen wir, worum geht es und warum finden wir das Projekt eigentlich total toll. Zwei Seiten, um den potentiellen Förderer nicht direkt zu verschrecken, aber klitzeklein geschrieben, weil man ja auch seiner Begeisterung freien Lauf lassen will.

Und was soll ich sagen, die Begeisterung auf der Seite unseres potentiellen Förderes war eher verhalten. Sagen wir mal sehr verhalten. Die Säulenkirsche ist nun einmal kein einheimisches Gehölz und Obstbäume haben ein höheres Förderpotential.

Aufgeben? Ha! Dieses Wort gibt es im Vokabular eines Kleingärtners gar nicht. Ein Kleingärtner stellt sich der Herausforderung. Also wurde das ganz große Besteck aufgefahren. 5 Seiten, noch kleiner geschrieben und Bilder!

Es gab bis zum Schluss noch Restbedenken bei den Vorstandsmitglieder der Stiftung, Herrn Dirk van Buer und Herrn Ulrich Carow, aber am Ende hat man doch anerkannt, dass sich auch dieses Projekt harmonisch in die unzähligen Maßnahmen einfügt, die wir zum Schutz von Flora und Fauna bereits in unserer Anlage umgesetzt haben. Und diese Anerkennung ist wesentlich in die Bewilligung der Förderung eingegangen.

Es mussten natürlich noch einige viele Formulare ausgefüllt werdem, aber dann ging es an die Bestellung der Säulenkirschen.

In dem Angebot der Fa. Wegmann war die Sprache von Pflanzen mit einer Größe von ca. 175cm. Also fuhren Bernd und Frank mit einem geschlossenen Pferdeanhänger, um die Pflanzen beim Transport durch den Fahrtwind nicht zu beschädigen, zur Baumschule Wegmann. Nun waren die Pflanzen aber 350cm groß. Die Begeisterung war natürlich groß, weil der Preis auch bestehen blieb. Logistisch war das natürlich ein Problem, aber nichts was unsere beiden Schwertransportfahrer nicht hätten lösen können.

Aber beim Pflanzen hatten wir nun doch ein großes Problem. Man pflanzt einen gut 350cm großen Baum nicht einfach so ins freie Feld. Also musste wir zum Leitwesen unseres Kassieres noch Stützhölzer und Band besorgen. Hat eigentlich einer 'ne Ahnung, wie teuer so ein paar Pfosten sind? Katastrophe!

Bewässerungssäcke mussten natürlich auch her. Bei den herrschenden Niederschlagsmengen, war ein anwachsen der Pflanzen fast ausgeschlossen. Natürlich ist der Juli kein wirklich guter Zeitpunkt, um Bäume zu pflanzen. Aber es war Containerware und das Projekt musste zügig umgesetzt werden. Die Säcke hatten wir übrigens in den letzten Jahren zum Teil immer mal wieder von der Stadt und vom Kreis bekommen. In diesem Jahr gab es, nach anfänglicher Bekanntmachung in der Marler Zeitung, dann leider doch keine. Also haben wir die fehlenden noch schnell gekauft.

Und eine Infotafel musste auch noch besorgt werden. Kein Projekt ohne Infotafel!

Das ist sie, unsere Infotafel:

Am 04.08.2025 haben wir die Allee dann mit Herrn van Buer und dem erweiterten Vorstand feierlich eingeweiht. Selbstverständlich haben wir Herrn van Buer bei einer Führung durch unsere Anlage noch die bereits umgesetzten Projekte gezeigt und vermitteln können, warum viele unsere Besucher begeistert von einer einzigartigen Biosphäre sprechen. Bei einem anschliessenden gemütlichen Zusammensitzen in dem wundervollen Ambiente unter den riesigen Eichen vor unserem Vereinshaus wurden dann selbstverständlich schon mögliche Projekte für das nächste Jahr angesprochen. Kleingärtnerehrensache!

Natürlich halten wir euch bei der Entwicklung der Allee mit Fotos auf dem Laufenden oder Ihr kommt selber einmal in unsere Anlage.

Wir würden uns freuen!


 
14.09.2025
 
     

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